Schon lang träume ich davon einen Smoker zu besitzen. Angefixt durch meinen Freund Hans hab ich mich immer wieder in Baumärkten und im Internet dafür interessiert. Ein Selbstbau schied bei mir mangels Schweißkenntnissen aus. Und auch die Preise für fertige Smoker hielten mich immer davon ab. Klar, man bekommt schon ab 200 Euro was, aber ein bisschen was aushalten soll der ja auch.
Durch Zufall stolperte ich über den Begriff UDS – Ugly Drum Smoker. “Hässlicher Fass Smoker”? Was ist das? Ein wenig Recherche ergab: grob gesagt nimmt man ein altes Ölfass und zaubert mit etwas handwerklichem Geschick einen 1a Smoker den man komplett ohne Schweißen bauen kann.
Bei weiteren Recherchen stieß ich auf die absolut tolle Facebook-Gruppe “Ugly Drum Smoker Germany“. Dort las ich stundenlang erst einmal mit und schaute mir unzählige Fotos an. Dann “bombardierte” ich die Gruppe mit all meinen Fragen die mir alle toll und freundliche beantwortet wurden.
Also Preise eingeholt, skizziert, die Genehmigung der “Regierung” (meiner lieben Frau) eingeholt und los ging es!
Als Grundlage benötigt man folgende Dinge:
- 1 leeres 200 Liter Ölfass (bekommt man gebraucht bei ebay oder in Kleinanzeigen. Ich hab meines für 20 Euro aus der Lebensmittelindustrie bekommen. Man kann sie auch in nagelneu bekommen, hier sei Thomas Gomm erwähnt der sich auf den Vertrieb von diesen Fässern spezialisiert hat. Man findet von ihm in der o.g. Facebookgruppe immer wieder sehr attraktive Angebote zu nagelneuen Fässern)
- 1 gebrauchte Waschmaschinentrommel (Frontlader). Auch die bekommt man über ebay oder Kleinanzeigen. Oder einfach mal beim Elektriker fragen.
- Regalschienen und Regalhaken
- 1 Paellapfanne mit 45 cm Durchmesser
- Auspufflack
Ab hier meine Bauteile, die Ausführung kann durch andere Bauweise aber auch anders ausfallen
- 3x 1″ Kugelhahn mit Innengewinde zur Luftregulierung
- 3x Rohrdoppelnippel 1″ 40 cm zur Erhöhung der Kugelhähne
- 3x Fitting 90° Winkel 1″ Temperguss erforderlich wenn mit Erhöhung gebaut wird
- 3x Messing Fitting 1″ Außengewinde zur Befestigung der Zuluft
- Rohrschellen 1″ zur Befestigung der Zuluft
- 2x Messing Doppelnippel 1/4″ AG dient als Thermometerdurchführung
- 2x Messing Verschlusskappe IG als Kappe der Thermometerdurchführung
- 3x Rollen (2x mit Bremse), damit ist der Smoker beweglich
- Räucherthermometer
- 2 Grillroste für 57er Grills
- 1 kleines Rost für die Waschmaschinentrommel
- 2 Abluftrosetten
- Bieröffner!!!!! Ohne den geht ja mal gar nix
- ggf. eine kleine Paellapfanne mit 40 cm (hängt von der Waschmaschinentrommel ab, später mehr dazu (ich hab sie nicht benötigt)
Auf geht’s die Waschmaschinentrommel muss umgebaut werden.
Die Trommel hat ja eine Öffnung. Diese kommt später nach unten damit die Asche runter in die Ascheschale rieseln kann. Die andere Seite ist eine geschlossene Seite. Diese muss abgeflext werden damit man später die Kohle einfüllen und abbrennen kann. Um die Höhe des Schnittes zu ermitteln gab man mir den Rat einfach mal 10 kg Holzkohlebriketts einzufüllen und die Höhe zu messen.
Markiert und aufgeflext.
Den verbleibenden Deckel habe ich in meinem Fall als Ascheschale benutzen können weil die Trommel echt hoch war (ne gute alte Miele Waschmaschine, Danke noch mal Jens!).
Den abgeschnittenen Teil habe ich dann mit Schrauben und Muttern auf Abstand unter den Kohlekorb geschraubt damit von unten Frischluft einströmen kann. Das Bullauge der Trommel wird später mit einem kleinen Rost aus meinem alten Grill abgedeckt damit die Asche durchrieseln kann. Außerdem habe ich am oberen Rand noch eine 8mm Gewindestange durchgeführt um den Kohlekorb aus dem Smoker heben zu können.
Weiter geht es mit dem Fass
Ich habe das große Glück ein Fass mit Sprengring-Deckel erwischt zu haben, da konnte ich mir das Öffnen mit der Flex sparen (passt mir prima, ich hab im Umgang mit der Flex kein ruhiges Händchen 😉 ). Vom Prinzip her ist aber auch das keine große Sache, man muss nur den Falz außen auftrennen und schon hat man einen abnehmbaren Deckel.
Was auch viele UDS-Besitzer gemacht haben:
Mit einigen kleinen Anpassungen passt wohl auch ein gewölbter Deckel eines 57er Kugelgrill drauf. Dann könnte man sogar noch ein drittes Rost einhängen. Schaut mal in der Facebook-Gruppe vorbei, dort findet ihr dazu viele Anregungen.
Mein Plan war es die Lenkrollen direkt unter dem Fass anzuschrauben. Also fix die Tonne kopfüber hingestellt und die Position angezeichnet. Einfach vom Mittelpunkt aus im 120° Winkel.
Im Deckel befand sich noch ein Schraubverschluss zu Füllen oder Leeren, diesen habe ich mit der Stichsäge ausgesägt und das Loch gleich für die Lüftungsrosetten mit benutzt.
Ärgerlich für mich war dass die Lenkrollen zu niedrig waren und an den Rand des Fasses stießen. Aber auch da wusste die Facebook-Gruppe Rat, ich hab dann einfach ne dicke Siebdruckplatte rund gesägt so dass sie exakt unter den Boden passt und dort die Rollen angebaut. Keine Angst, die Tonne wird unten im Betrieb nicht mal handwarm.
Dann müssen die Löcher für die Zuluft außen ins Fass. Durch die Markierung am Boden hatte ich ja schon die Einteilung auch für außen und wusste wo hin damit. Für eine 1″-Öffnung muss man ein 32 mm Loch bohren. So einen Bohrer hat nicht jeder daheim. Das geht aber ratzfatz wenn man eine Schraublochstanze hat. Ein 10mm Loch langt. Da wird ne Schraube durchgesteckt und mit einer Knarre dreht man die Schneidteile zusammen und stanzt damit ein Loch.
Ach, fast vergessen. Die Höhe der Löcher richtet sich danach wo der Zwischenraum des Kohlekorb ist. Schließlich soll die Frischluft ja genau unter die Kohle. Im Anschluss hab ich dann gleich noch die Rohrschellen für die erhöhte Zuluft montiert. Viele haben die Kugelventile direkt unten am Fass, ich habe mir den Luxus der “Rentenerhöhung” gegönnt. Bringt man die Kugelventile unten am Fass an langt auch schon die 3/4″-Variante. Mit der Erhöhung muss der Durchmesser einen Zoll betragen damit genug Luft rein kommt.
Nun zum Innenleben. Hier hab ich dann die Regalschienen angebracht. Da mein Fass diese Rillen hat musste ich die Schienen an zwei Stellen etwas aussparen damit sie bündig anliegen. Von den Regalhaken hab ich die “Nasen” abgefeilt, die stören nur. Danach habe ich die Paellapfanne etwas anpassen müssen. Die außenliegenden Griffe mussten nach innen, sonst passt das nicht.
Wozu eigentlich diese Paellapfanne?
Sie wird direkt über den Kohlekorb platziert und dient, gefüllt mit Wasser, Sand oder Schamottsteinen, als Temperaturpuffer um die Temperatur stabil und konstant zu halten. Außerdem tropft so nix auf die Kohlen.
Fehlt noch ein Griff am Deckel. Da hab ich inzwischen echt viele hübsche Ideen und Varianten gesehen. Einer benutzt ne alte Grillzange als Griff, einer ein kleines Beil, ne Maurerkelle, eine Pistole, und, und, und. Oder eben schlicht nen Holzgriff. Ich hab im Keller einen uralten Korkenzieher gefunden. Ein riesiger Klopper den keiner benutzt weil er zum Öffnen total unhandlich ist. Aber: wunderschön in der Form. Er besteht aus einem uralten Weinstock als Griff. Perfekt! Schnell ein paar Winkel angepasst, fertig. Dann noch ein analoges Räucherthermometer (“Schätzeisen”) in den Deckel rein und aus nem Rest Aluminiumblech eine Halterung für mein geniales Funkthermometer Maverick ET-733 gebogen.
Kommen wir nun zum Ausbrennen
(oder wie die UDS-Bauer sagen: Bierpause)
Der Lack muss ja nun mal runter von der Tonne und von den Regalschienen. Die Lacke sind nämlich nicht für Hitze ausgelegt. Also alle Teile wieder demontieren und raus damit in den Garten. Am schnellsten geht das nämlich mit Feuer. Flugs ein Feuer in der Tonne angezündet, Bier öffnen (wahlweise geht natürlich auch Limo) und zuschauen wie der Lack abbrennt. Erst stehend, dann irgendwann umkippen und das Fass rollen damit alle Stellen ordentlich Hitze abbekommen.
Die Regalschienen kann man gleich mit rein legen damit auch dort der Lack abbrennt.
Nach dem Ausbrennen schleift man dann die Rückstände mit einer Topfbürste und der Bohrmaschine, oder wenn die Reste hartnäckig sind, mit Flex und Schruppscheibe blitzblank ab.
Das Fass wird übrigens nur außen lackiert (also in meinem Fall), von innen habe ich die Variante “natürliche Patina” gewählt. Mehr dazu gleich. Als nächstes wird dann lackiert, aber dazu muss eben das Fass von außen pikobello sauber sein.
Ich habe vier Schichten Auspufflack benötigt und bin mit 2 Dosen bequem ausgekommen. Nach dem Trocknen muss der Lack “eingebrannt” werden. Dazu heizt man die Tonne auf 140° – 160° mit Holzkohlebriketts auf und lässt das Ganze etwa 2 Stunden bei der Temperatur ausdünsten. Der Lack ist dann fest und resistent gegen Einflüsse. Innen hab ich, wie gesagt, auf Patina gesetzt. dazu bestreicht man vor dem Einbrennen die Innenwand mit Speiseöl oder Frittenfett und brennt dann gemeinsam mit dem Lack ein. Es bildet sich eine natürliche Patina die das Metall schützt.
Dann wieder alles zusammen schrauben und:
FERTIG!
- beim Lackieren
- innen kommt nur ne Schicht Öl drauf
- Alles zusammenschrauben
- Thermometerhalterung und Kabeldurchführung
- Kohlekorb füllen und zum Räuchern etwas Kirschholz drauf
- Rippchen in 2 Lagen
- Mjam!
- Pulled Porc
- Im Wohnzimmer dank Funkthermometer alles im Blick
- Kalträuchern geht in dem UDS auch. Hier mit Lachs
- Käse kalt geräuchert
- geräucherte Garnelen
- Schinken kann man auch da drin räuchern
Hi,
eine tolle Dokumentation und klasse UDS. Hast Du die Thermometerhalterung selbst gebaut oder hättest Du evtl. eine Bezugsquelle dafür?
Genau soetwas suche ich für meinen UDS nämlich noch.
VG
Sebastian
Hallo Sebastian. Die hab ich selbst aus einem Stuck Alublech geschnitten und gebogen. Das ist so weich, das ließ sich recht simpel machen.